Adrian Longshire, Prinz von Zyberia, menschlicher Krieger

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Biographie

Die Flucht

Blutend stand der König an die Tür gelehnt. Sie waren da. Nach einem halben Jahr hoffnungsvollem Kriegsverlaufs hatten die Hobgoblins die Verteidigung von Nabletopp einfach hinweg gefegt. Sie hatten Verstärkung aus dem Norden bekommen. Wo bekamen sie nur all die Truppen her? Sie kämpften wild, rücksichtslos und meist schlecht ausgerüstet. Daher waren ihre Verluste immer höher gewesen als die eigenen. Das hatte den Menschen Hoffnung gegeben. Aber es waren einfach immer mehr von ihnen gekommen.

Und nun brannte seine Burg. Sie brannte lichterloh. Und der König blutete. Feige hatten sie ihn angeschossen. Von hinten in den Rücken. Der Plattenpanzer hatte einiges abgefangen, aber eine Pfeilspitze war doch durchgedrungen. Er spürte wie sein Lebenssaft ihm den Rücken runterlief. Lange hatte er nicht mehr.

Sie hatten aus ihren Fehlern gelernt. Zuerst hatten sie versucht, ihn zu überwältigen. Aber das war ihnen schlecht bekommen. Der König war zwar nicht mehr der Jüngste, aber sein Arm war noch immer so stark wie in seiner Jugend und sein Rücken war noch nicht gebeugt. Arivosh, das Königsschwert von Zyberia, ein eher schlicht aussehender Zweihänder aus bestem Stahl, hatte in seiner Hand das Lied des Todes unter den Hobgoblins gesungen. Zusammen mit seinen treuen Rittern hatte er die große Halle gehalten. Langsam hatten sie zurück weichen müssen, aber nur weil der Boden vor Blut und Leichen zu unsicher wurde. Bis sie plötzlich auch in ihrem Rücken aufgetaucht waren und sie überrascht hatten. Da mussten selbst sie sich zurück ziehen. Fast alle seine Ritter waren dabei im Pfeilhagel gefallen, als sie ihrem König einen Weg freikämpften. Der Rest war dann auf der hohen Treppe gestorben. Verfluchtes Magierpack, elendiges. Seine Männer hatten tapfer gekämpft. Die rote Reiterin würde sie mit Freuden aufnehmen und ihnen einen Platz an ihrer langen Tafel zuweisen.

Nun gab es nur noch diese eine Tür, welche die Hobgoblins zurück hielt. Aber das würde genug sein. Es würde reichen. Denn es gab noch Hoffnung. Seinen jüngsten Sohn. Seinen einzig noch lebenden Sohn. Adrian. Dort am Fenster ließ man ihn gerade zu einem Boot herab. Zusammen mit seiner älteren Schwester und Arivosh würde man ihn ins Exil bringen. Eines Tages würde er zurück kehren und sein Volk von der Tyrannei befreien. Solange er überlebte, hatte das Volk etwas an das es glauben konnte.

Nur noch ein wenig durchhalten und sie wären in Sicherheit. Die Hobgoblins versuchten die Tür aufzubrechen. Bei jedem Stoß fühlte er die Pfeilspitze in seinem Rücken. Aber das war egal. Schmerzen konnte er ertragen.

Endlich, der Knappe gab das Zeichen. Sie saßen alle sicher im Boot. Die Hobgoblins hatten keine Schiffe dabei. Sie würden entkommen. Der Knappe, es war Sir Edmunds Mündel, warf das Seil aus dem Fenster um die Spuren zu verwischen. Dann nahm er seine Waffen wieder auf. Kurz blickte er unsicher zu seinem König um sich dann zu straffen. Er hätte einen hervorragenden Ritter abgegeben. Das sah der König sofort. Für so was hatte er ein Auge, schon immer gehabt. Zu schade dass der Junge sein volles Potential niemals würde entfalten können.

Der König griff sich das Langschwert und die Axt, die er an die Wand gelehnt hatte und machte sich bereit. Er nickte dem Jungen zu und drückte sich von der Wand ab. Schon während er sich umdrehte, um neben dem Jungen in Stellung zu gehen, hörte er wie die Tür immer mehr nachgab und schließlich splitterte. Kaum war der Durchgang halbwegs frei, sprang der erste Gegner auch schon herein. Ein riesiger Kerl mit einem Morgenstern in der Hand. Er hatte das wilde Glitzern eines Berserkers in den Augen. Leichte Beute. Er fing den Morgenstern an der Kette mit der Axt ab und trennte dem Gegner mit einer Aufwärtsbewegung des Schwertes die Waffenhand am ungedeckten Handgelenk ab. Mit einer raschen Körperdrehung hatte er genug Schwung um mit dem leichten Schwert den ungepanzerten Hals zu durchtrennen. Auch Barbaren kämpfen nicht ohne Kopf weiter. Der junge Knappe hielt sich inzwischen mehr schlecht als recht den nächsten Gegner vom Hals. Viel Zeit zum schauen hatte er aber auch nicht, denn da kamen schon die nächsten beiden Gegner. Nicht ganz so groß dieses Mal und auch kein irres Glitzern. Dem Speer wich er aus und ließ seinen linken Arm fallen um die Waffe zu blockieren. Der zweite Gegner war nicht ganz so unvorsichtig, aber viel zu langsam. Mit einem raschen Fechtmanöver hatte er die Gegner entwaffnet und die Kehle mit dem Schwert geöffnet. Sein erster Gegner hatte nun doch den Speer losgerissen und stolperte dabei zurück in den Durchgang und blockierte ihn damit. Zeit. Er drehte sich um und versenkte den Dorn der Axt in den Kopf des Hobgoblins hinter ihm. Fairness im Schlachtgetümmel gab es niemals. Leider verhakte sich die Axt eine Sekunde zu lange und als er sich gerade wieder umdrehte stach der Hobgoblin mit dem Speer zu. Er erwischt ihn voll am Oberschenkel und durchstach die Panzerung an einer Schnittstelle. Sein Bein brach unter dem König weg und er musste sich schwer auf das Schwert stützen. Mit der anderen Hand rammte er die Axt in das Knie des Speerträgers und trennte es fast ab. Der brach wie vom Blitz getroffen zusammen und schrie wie am Spieß, während sein Körper das Blut aus der Wunde pumpte. Gerade als er sich wieder auf die Füße kämpfen wollte, traf den König ein Bolzen an der Schläfe und es wurde dunkel um ihn.

Der alte Mann

Adrian saß mit weit aufgerissenen Augen auf der Mauer und schaute staunend dem Übungskampf zu. Eigentlich durfte er gar nicht hier sein. Wenn sie ihn erwischen würden, würde es eine Tracht Prügel geben. Die ach so edlen Herren mögen es nicht, wenn man ihnen bei ihren Spielchen zusah. Oder zumindest nicht, wenn man kein hübsche junge Frau war. Die durften natürlich zusehen.
Gerade fochten zwei herausgeputzte Männer mit leichten Schwertern. Es wogte hin und her. Adrian war begeistert. Auch die Zuschauer feuerten die beiden laut stark an. Plötzlich stolperte der kleinere Fechter über einen Stein am Boden und fiel hinten über. Damit war der Kampf wohl leider schon entschieden. Adrian wollte sich gerade umdrehen um leise zu verschwinden, als ihn plötzlich jemand mit harter Hand am Kragen packte und hochhob.
"Was haben wir denn hier? Schaut mal ich habe eine Kanalratte gefangen."
Hinter Adrian war ein riesiger Kerl aufgetaucht. Man würde ihm gar nicht zutrauen, so gut schleichen zu können, wenn man den Bär von einem Mann sah. Er hob Adrian locker am Kragen hoch und trug ihn zu den anderen Männern. Die drehten sich um und musterten Adrian finster.
"Du weißt doch Junge, das du hier nichts zu suchen hast oder?" kam von einem dürren Kerl, der den Kampf auch beobachtet hatte. "Ich glaube wir müssen dir eine Lehre erteilen. Bring ihn her, Burgar." Der große Mann stapfte zum Sprecher hinüber. Dieser zog ein gemein aussehendes Messer mit gebogener Klinge. "Bist du Rechts- oder Linkshänder, Kleiner?"
Adrian riss der Panik nahe die Augen weit auf und fixierte das Messer.
"Ich glaube wir schneiden dir ein paar Finger ab, damit du dir merkst, was du Abschaum darfst oder nicht."
Das war genug. Adrian riss die Arme hoch und glitt gewand aus dem Hemd. Zum Glück hatte er kein passendes finden können und ein ein paar Nummern zu großes genommen. So konnte er jetzt entkommen. Er glitt zu Boden und der Bär war einen Moment völlig überrascht. Adrian trat ihm auf dem Rücken liegend mit ganzer Kraft gegen das Knie und krabbelte dann auf allen vieren so schnell weg wie er konnte. Der Riese war vom Schmerz erstmal abgelenkt, aber dem Dürren entkam er nicht so schnell. Er setzte Adrian nach und versuchte ihn zu treten. Aber der Junge kam wieder auf die Beine und wich dem Mann aus. Er brachte schnell den vor Schmerzen noch immer abgelenkten Mann zwischen sich und den Dürren und tanzte um ihn herum.
"Bleib stehen du Ratte, wenn ich dich erwische, dreh ich dir den Hals um."
"Ja, wenn..." lachte Adrian und lief rückwärts weg. Die beiden Männer nicht aus den Augen lassend. Das jedoch hätte im beinahe den Kopf gekostet. Aber irgendwas warnte ihn und er ließ sich wieder fallen, gerade in dem Augenblick, als ein dritter Mann, wohl ein Zuschauer ihm mit einer weiteren Übungswaffe eines überziehen wollte. So lag er nur wieder am Boden, war aber bei Bewusstsein und hatte keine Kopfschmerzen zu erwarten.
Schnell drehte er sich um und wollte wegkrabbeln, aber dieses Mal kam er nicht davon. Der Dürre hatte ihn mit einem Hechtsprung erreicht und seinen Knöchel in einen stahlharten Griff genommen. Der Bär humpelte auch heran und trat nach ihm. Adrian versuchte sich so gut es ging mit den Händen zu schützen, aber der Tritt presste ihm doch die Luft aus den Lungen. "Jetzt bist du fällig, du Wurm." zischte der Dürre hasserfüllt. Der Bär hatte zu einem zu einem weiteren Tritt ausgeholt, der Adrian am Kopf getroffen hätte, als eine weitere Stimme ertönte.
"GENUG." Die Stimme war es gewohnt Befehle zu erteilen und duldete keinen Widerspruch. Ein älterer weißhaariger Mann ging zwischen den Zuschauern hindurch, die ihm bereitwillig Platz machten.
Der Bär ließ sofort bereitwillig von Adrian ab und machte einen Schritt zurück. Der Dürre ließ sich seine Beute nicht so schnell abnehmen. "Du hast hier gar nichts zu befehlen alter Mann."
"Das ist richtig Darron. Hier sind wir alle gleich. Zwei Männer unter vielen. Zwei Männer mit Schwertern. Willst du den kleinen beanspruchen?" Er ließ die Hand auf seinen Schwertgriff fallen.
Ein Raunen ging durch die Menge. Adrian verstand nicht was hier vorging, aber der alte Mann schien ihn beschützen zu wollen. Der Dürre, den der alte Darron genannt hatte, rappelte sich auf und stellte sich dem älteren entgegen. "Willst du einen unbewaffneten niederstrecken?"
"Sturvin, dein Schwert." Eine Moment später fiel klappernd ein Schwert zwischen den beiden Männern auf den Boden.
"Deine Wahl, Darron. Hebe es auf oder lass den Jungen gehen."
Nervös leckte sich der angesprochene über die Lippen. Man sah ihm das Ringen zwischen Stolz und Vernunft geradezu an. Einen Augenblick stand die Sache auf der Schneide, dann gab Darron klein bei. "Ach zu den Höllen mit dir, alter Mann."
Darron ging am Bär vorbei und zusammen trollten sie sich.
Adrian schaute zu dem alten Mann auf.
"Steh auf." sagte dieser nicht gerade freundlich zu ihm.
Er gehorchte rasch: "Danke."
"Wie hast du das gemacht?" fragte der Alte in einem Tonfall, der Adrian in die Knochen fuhr.
Adrian war ängstlich und verwirrt: "Was gemacht?"
"Der Schlag von Hinten. Von Habrok, dem Kerl mit dem blonden Haar. Du hast dich zu Boden fallen lassen und bist ihm ausgewichen. Wie hast du das gemacht!"
"Ich bin einfach nur gestolpert."
PATSCH. Der alte Mann versetzte ihm so schnell eine schallende Ohrfeige, dass Adrian sie nicht mal kommen sah. "Lüg mich nicht an." herrschte der Alte ihn an.
Adrian war viel zu verdattert um noch einmal lügen zu können: "Ich weiß nicht genau, ich hab es einfach gespürt. Manchmal weiß ich sowas plötzlich."
Der alte Mann schaute ihm in die Augen und war anscheinend mit dem zufrieden was er sah: "Gut. Gut, komm mit. Wir haben viel zu tun."
"Was? Wieso? Wer seid ihr überhaupt?"
"Meister. Du wirst mich Meister nennen."

Die Entscheidung

Adrian rieb sich den Kopf. Verdammter Balken. Verdammte kleine Türen. Ach was beklagte er sich denn. Nicht die Tür war klein, sondern er war groß. Im letzten halben Jahr war er unwahrscheinlich stark gewachsen. Früher war er klein und gewand gewesen. Aber nun kam er sich vor wie ein riesiger Tolpatsch. Gut das sein Meister das nicht gesehen hatte. Das hätte wieder eine Predigt gegeben. Wie so häufig in letzter Zeit. Er konnte ihm gar nichts mehr recht machen. Er war eine echte Enttäuschung geworden. Die meisten Schwertfechtfiguren bekam er nicht mehr hin. Sein Körper wollte ihm nicht mehr so gehorchen, wie er es wollte. Zumindest hatte er an Kraft zugelegt, aber das half ihm bei den Übungskämpfen gegen seinen Meister auch nicht viel. Legte er zuviel Kraft in die Schläge, nutze sein Meister Adrians Schwung immer gegen ihn. Es war zum verzweifeln.
"ADRIAN." ertönte es von draussen. Sein Meister war also zurück. Seit ein paar Wochen hatten sie sich mal wieder niedergelassen. Der alte Mann vertrug das Reisen immer schlechter und daher hatten sie sich in ein kleines Haus eingemietet. Er unterrichtete einige Söhne von reichen Männern aus der Gegend und so hatten sie ein gutes Auskommen. Adrian durfte sich dabei wie immer um die einfachen Dinge des Lebens kümmern.
"ADRIAN" Ja, ja er eilte ja schon. Adrian ging zur Vordertür hinaus. Dieses mal achtete er auf seinen Kopf. Der brummte schließlich noch genug.
"Ja, Meister?" rief Adrian pflichtbewusst.
"Komm her."
Endlich sah er seinen Meister, er kam den Weg zwischen den Büschen entlang zum Haus. Auf dem Rücken trug er den Einkauf. Was hatte er da nur wieder alles gekauft. Sein Meister hatte eine ganz eigene Vorstellung davon, was man zum Leben und vor allem zum Üben brauchte. Adrian hatte sich das dumme fragen inzwischen abgewöhnt, das setzte nur wieder Ohrfeigen.
Inzwischen war er bei seinem Meister angekommen.
"Hier nimm das." Er drückte ihm ein langes schweres Packet in die Hand. Adrian nahm es mit Leichtigkeit und trug es neben seinem Meister gehend zum Haus zurück.
"Adrian, ich weiß ich lobe dich nicht oft. Du bemühst dich immer redlich. Und gerade in letzter Zeit, hatte ich nicht viele gute Worte für dich. Aber das du bei den Übungen meistens nicht gut warst, war nicht dein Fehler. Es war mein Fehler als Lehrer. Ich habe versucht etwas aus dir zu machen, was du nicht sein kannst. Aber das werden wir jetzt ändern. Pack das Packet aus."
Adrian war völlig überrascht. So redete sein Meister nie zu ihm.
"Halt nicht Maulaffen feil, los auspacken."
Das passte schon besser zu ihm. Adrian wickelt das Tuch von dem Gegenstand. Dadrunter kam eine Lage Wachstuch zum vorschein, wie man es nutzt um Waffen zu verpacken. Adrian sah erstaunt zu seinem Meister rüber. Der nickte ihm nur aufmunternt zu. Er wickelte vorsichtig das Wachspapier ab. Zum Vorschein kam eine schlichte Holzscheide samt Inhalt. Adrian hielt ein Großschwert in den Händen. Noch erstaunter schaute er zu seinem Meister.
"Ja Adiran, du bist ganz offensichtlich nicht für das leichte Langschwert gemacht. Mein Fehler bestand darin, das nicht erkannt zu haben. Du bist so stark gewachsen, dass du dein volles Potential nur mit einer eben so großen Waffe enfalten können wirst. Aber denke nicht, dass es nun leichter wird. Ich werde dich ganz sicher nicht zu einem stumpfen Haudrauf ausbilden. Das Klingenspiel mit dem Großschwert erfordert sicherlich viel Kraft. Aber das ist nur eine Grundvoraussetzung. Es erfordert genauso Körperbeherrschung wie jeder andere Kampfstil. Du wirst lernen müssen, wie man Umgreift, wie man sich Gegner mit kürzeren Waffen vom Hals hält, wann es besser ist in die Fehlschärfe zu greifen und mit halber Hand zu kämpfen. Dein bisheriges Wissen wird dir zwar eien Grundlage sein, aber du wirst doch alles neu lernen müssen."
Adrian war gleichzeitig erfreut und verängstigt. Alles noch mal neu lernen? Aber dieses Mal soll es möglich sein, die Zufriedenheit seines Meisters zu erlangen? Er wog das große Schwert in einer Hand, nahm aber schnell die zweite hinzu. Es war eine schlichte Waffe, sicherlich, aber für Adrian war sie wunderschön. Er ließ sie kreisen und es fühlte sich richtig an.
"Wann fangen wir an, Meister?"
Sein Meister gestattete sich ein Lächeln. "Nach dem Essen, Junge, lass einen alten Mann nur kurz verschnaufen."